Das Huberhaus in Wernigerode

Die Geschichte des Hauses

Victor Aimé Huber (1800-1869) war neben Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen einer der bedeutenden Sozialreformer des 19. Jahrhunderts. Hubers Soziallehre war christlich geprägt. Er gilt als Mitbegründer des genossenschaftlichen Wohnungswesens in Deutschland. 1851 zog Huber mit seine Frau Auguste, geborene Klugkist, von Berlin nach Wernigerode. Hier gründete er 1855 einen Darlehensverein. Zweck dieses Vereins war, kleinen Gewerbetreibenden und Handarbeitern durch angemessene Darlehen zu helfen. Zwei Jahre später wurde der Wernigeröder Vorschussverein ins Leben gerufen. Sinn dieses Vereins war die Förderung des Gewerbes und sonstiger Geschäftsbetriebe. Das Vermögen, wurde aus Einzahlungen der Mitglieder gebildet und nur sie hatten Anspruch auf Vorschüsse.
1857 entstand eine Fortbildungsschule für Handwerkerlehrlinge. Die Lehrlinge wurden in dieser Schule im Lesen, Singen, Rechnen und Schreiben unterrichtet. Der Erfolg dieser Schule blieb gering, da sich die Handwerksmeister dagegen wehrten, ihre Lehrlinge in die Schule zu schicken. Erfreulicher war jedoch die rege Teilnahme an der 1864 entstandene „Schule für weibliche Arbeiten“.
Höhepunkt von Hubers Arbeit in Wernigerode war die Gründung der St. Theobaldi-Stiftung. Das Haus sollte sämtlichen Zweigen seiner sozialen Bemühungen einen lokalen Mittelpunkt geben. Huber und seine Frau ließen das St. Theobaldi-Vereinshaus aus eigenen Mitteln erbauen.

Am 17. Mai 1862 wurde der Grundstein für das Vereinshaus, das heutige Huberhaus, gelegt und die feierliche Einweihung fand am 13. September 1863 statt. Das Vereinshaus war bald weithin bekannt als eine „Herberge zur Heimat“ für wandernde Handwerksburschen. Ein größerer Saal (jetzt Steinhausensaal) diente als Versammlungsort und vorwiegend im Winter wurden zahlreiche Vorträge gehalten. Zur Bildung und Erbauung war eine Bibliothek angeschlossen.
Victor Aimé Huber starb am 19. Juli 1869 und wurde auf dem Theobaldifriedhof beerdigt.

1939 wurde das St. Theobaldi Vereinshaus vom Ostdeutschen Evangelischen Jungmännerwerk unter dem Namen „Huberhaus – Erholungsheim der St. Theobaldi- Stiftung“ übernommen.
Während des zweiten Weltkrieges war hier von 1943 bis 1945 ein Reservelazarett der deutschen Wehrmacht untergebracht und nach Kriegsende ein Heim für Evakuierte und Flüchtlinge.
1986 wurde die St. Theobaldi-Stiftung aufgelöst und dem Evangelischen Jungmännerwerk Berlin übereignet. 1994 übernahm der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) Sachsen Anhalt e.V. das Huberhaus. 1993 begann der Um- und Neubau.

Am 4. Februar 1995 fand die Wiedereinweihung des Hauses als „CVJM-Familienferienstätte Huberhaus“ statt. Die Modernisierung und Erweiterung des Hauses wurde durch Investitionen von Bund, Land und CVJM ermöglicht. Heute ist das Huberhaus zu einer Freizeitstätte für alle Altersstufen geworden.

Vom preußischen Kultusminister beauftragt, malte Wilhelm Steinhausen von 1892-1894 das Wandgemälde im Saal als Doppelbild „Zug zum Kreuz“ und „Das Gastmahl Jesu“ zum Jesuswort „Kommet her zu mir, alle die ihr Mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“ (Matth. 11,28).

Das Haus ist ganzjährig geöffnet und bietet eine familienfreundliche Atmosphäre. Die Gäste kommen aus der ganzen Welt. Durch seine Lage in Mitteldeutschland ist das Huberhaus zu einer Begegnungsstätte zwischen Menschen aus ganz Deutschland geworden.

Das Gästehaus Schmales Tal wurde 1887 als privates Wohnhaus erbaut. 1931 ging es in den Besitz der Sächsischen Frauenhilfe in Magdeburg über und wurde als Müttererholungsheim genutzt. Während des zweiten Weltkriegs nahm das Haus evakuierte Kinder auf und diente ab 1947 wieder der Erholung von Müttern mit ihren Kindern. Nach einer gründlichen Modernisierung übernahm der CVJM Sachsen-Anhalt das Haus und eröffnete es 2001 neu.